Dieser Text wird fortgesesetzt: http://elkasloan.blogspot.de/2016/04/angela-merkel-und-die-macht-der-bilder.html
Angela Merkel hat ein sehr wandelbares Gesicht. Verfolgt man ihre Laufbahn anhand der Bilder, die von ihr im Umlauf sind, kann man zwei Entwicklungen feststellen: Die eigentlich uneitle, nur an Sachthemen orientierte Politikerin hat irgendwann mal die persönlichen Berater gewechselt, und aus einer unattraktiven grauen Maus wurde eine ansprechend zurechtgemachte öffentliche Person:
Vorher Nachher
Bilder: dpa; Auswahl:dw.com, 15.4.2010
Außerdem ist zu
beobachten, dass Nachrichtenredaktionen Bilder gezielt einsetzen, um Texte in
ihrer Aussage zu ergänzen, oder auch um mit dem Bild eine eigenständige Aussage
zu machen. Das oben gezeigte Bildpaar ist dafür beispielhaft: Um den vorher/nachher-Effekt
zu unterstreichen, wurden auch noch zwei Bilder ausgesucht, auf denen der
jeweilige Gesichtsausdruck sich genauso vom anderen unterscheidet wie das
jeweilige Styling.
Dieser Wandel im
äußeren Erscheinungsbild kam nicht von ungefähr. Am 10. April 2000 wurde AM zur
neuen CDU- Parteivorsitzenden gewählt und sie nahm diese Wahl noch im alten Outfit
an:
In der
Folge war zu beobachten, wie die Nachrichtenredaktionen dazu übergingen,
Merkel-Bilder auszuwählen, auf denen sie auch noch im alten Outfit freundlich
und "gut" aussieht. Sie war von "Kohls Ost-Quoten-Frau" oder "Kohls Mädchen"
zu einer ernst zu nehmenden Größe in der deutschen Politik geworden,
(Der Prinzessin-Diana-hafte, scheues-Reh-Ausdruck auf diesem Bild ist natürlich nochmal einen extra Kommentar wert, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen)
und Bilder wie dieses verschwanden aus der aktuellen Berichterstattung:
Stattdessen
zeigte man Merkel nun so:
… oder so, 2001:
Bild:
picture-alliance / ZB Klaus Franke, Auswahl: Buzzfeed.com
Der endgültige
Wandel zum Outfit/Styling, das wir heute kennen, passierte im Wahlkampf 2005, in dem
sie gegen Gerhard Schröder antrat und knapp gewann:
Foto:dpa, Auswahl Tagesspiegel
In der folgenden
Zeit der Kanzlerschaft sahen wir eigentlich nur die gut aussehende Merkel, wie
sie daheim und auf der Weltbühne eine respektable Figur macht, auch wenn die Zeitläufte nicht
immer zum Frohsinn Anlass boten.
In der letzten
Zeit hat sich das geändert. Seit sich die Flüchtlingskrise auf die Umfragewerte
der Kanzlerin auszuwirken beginnt, sehen wir zunehmend eine nicht mehr so nette,
gut aussehende Frau Merkel.
Am 16. Januar bebildert Spiegel Online einen Artikel über die Gesamtsituation in Europa und Deutschland mit einer Leichenbittermiene der Kanzlerin:
Am 16. Januar bebildert Spiegel Online einen Artikel über die Gesamtsituation in Europa und Deutschland mit einer Leichenbittermiene der Kanzlerin:
Bild:
Getty Images, Auswahl: Spiegel Online
Der Spiegel, das
erste deutsche Nachrichtenmagazin, hat wie der oben bereits zitierte Stern beim Thema Bild immer schon Maßstäbe
gesetzt; sowohl in der Auswahl von ausgezeichneten Bildern, als auch im Einsatz
dieser Bilder als Bedeutungsträger. Das hier zuletzt gezeigte Bild kann man
noch als Illustration für den Artikel interpretieren, der sich nun einmal mit
den trüben Aussichten der europäischen Politik und der Europa-Politik der
Kanzlerin beschäftigt.
Ich kann mich
aber des Verdachts nicht erwehren, dass manche Leitmedien sich allmählich darauf einstellen,
Frau Merkel "runterzuschreiben", und dass die Auswahl der Bilder der Anfang ist.
Zwei Bilder aus
Spiegel Online verdeutlichen dies. Beide stammen aus der Berichterstattung über
den Besuch von Angela Merkel bei der Klausurtagung der CSU-Bundestagsfraktion
in Wildbad Kreuth im vergangenen Januar:
Hier ist sie
gerade angekommen und wird von bayrisch kostümierten Menschen mit einem
Blumenstrauß willkommen geheißen. Wahrscheinlich spielt auch irgendwo eine
Blasmusik, alle sind entspannt; Die Kanzlerin lächelt und sieht „gut“ aus.
Mit diesem
Schnappschuss vom gemeinsamen Presseauftritt wird das im Text beschriebene Zerwürfnis
der beiden Politiker Seehofer und Merkel illustriert. Allein die Körperhaltung der
beiden ist illustrativ; der Gesichtsausdruck der Kanzlerin ist ausgesprochen
unwillig, sie sieht gar nicht gut aus, im Sinne von "unschön", und im Text wird
auch noch über ihren Sturz spekuliert.
Im Handelsblatt sehen
wir Merkel am 7. Januar gramgebeugt. Im Text ist vom Druck die Rede, unter dem
sie steht.
Während sowas in
der "Jungen Freiheit" (29.1.2016) nicht weiter verwundert, Foto:
picture alliance/AA
… war ich bei der
"Zeit" am 6. Februar doch einigermaßen erstaunt, die Kanzlerin derartig
miesepetrig zu sehen:
Bild:
Roland Weyrauch/dpa
Ich war deshalb
erstaunt, weil der dazu gehörige Text – ein Kommentar aus "Christ und Welt" – der
Kanzlerin eigentlich wohl will. Darin wird hervorgehoben, dass es dem Land gut
geht und dass das berühmte "Wir schaffen das" der Kanzlerin durchaus noch seine
Berechtigung hat.
Was wollen die Redakteure uns mit diesen Bildern sagen?
Gibt man bei Google Bilder "Angela Merkel 2016" ein, findet man überwiegend Fotos, auf denen das Gesicht der Regierungschefin ratlos, grimmig oder gelangweilt wirkt. 2008 und 2009 - da hatten wir eine Finanzkrise - ist der Anteil der Fotos, auf denen Merkel freundlich dreinblickt, jedenfalls höher.
Ja, sie steht unter Beschuss, auch aus den eigenen Reihen, aber die Redaktionen stehen doch nicht auf der Seite derer, die sie unter Druck setzen. Warum wird am 27.12. 2015 in der Welt eine Textstelle über Seehofers kritikwürdiges Verhalten Merkel gegenüber mit diesem Bild illustriert:
Foto: dpa, Auswahl: Welt
Im November, in der aktuellen Berichterstattung über dieses Ereignis, war der Bayernkurier noch wesentlich freundlicher gewesen:
Foto: CSU, Auswahl: Bayernkurier
Oder hier, nochmals die "Zeit" zum Thema Wildbad Kreuth:
Bild: Michaela Rehle/Reuters, Auswahl: Die Zeit
Der dazugehörige Text ist neutral und wiederholt nur knapp die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kanzlerin und CSU.
Bei der FAZ scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein, in einem Artikel von gestern über die Befindlichkeit der Union in Zeiten von drei Wahlkämpfen sehen wir die Parteivorsitzende als positive Leitfigur:
Hier sogar noch neben einem sinister dreinblickenden Seehofer:
Es bleibt abzuwarten, wie uns die Kanzlerin nach den anstehenden Landtagswahlen gezeigt werden wird. Das heißt natürlich, es hängt vom Ausgang dieser Wahlen ab.
Gibt man bei Google Bilder "Angela Merkel 2016" ein, findet man überwiegend Fotos, auf denen das Gesicht der Regierungschefin ratlos, grimmig oder gelangweilt wirkt. 2008 und 2009 - da hatten wir eine Finanzkrise - ist der Anteil der Fotos, auf denen Merkel freundlich dreinblickt, jedenfalls höher.
Ja, sie steht unter Beschuss, auch aus den eigenen Reihen, aber die Redaktionen stehen doch nicht auf der Seite derer, die sie unter Druck setzen. Warum wird am 27.12. 2015 in der Welt eine Textstelle über Seehofers kritikwürdiges Verhalten Merkel gegenüber mit diesem Bild illustriert:
Foto: dpa, Auswahl: Welt
Im November, in der aktuellen Berichterstattung über dieses Ereignis, war der Bayernkurier noch wesentlich freundlicher gewesen:
Foto: CSU, Auswahl: Bayernkurier
Oder hier, nochmals die "Zeit" zum Thema Wildbad Kreuth:
Bild: Michaela Rehle/Reuters, Auswahl: Die Zeit
Der dazugehörige Text ist neutral und wiederholt nur knapp die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kanzlerin und CSU.
Bei der FAZ scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein, in einem Artikel von gestern über die Befindlichkeit der Union in Zeiten von drei Wahlkämpfen sehen wir die Parteivorsitzende als positive Leitfigur:
Hier sogar noch neben einem sinister dreinblickenden Seehofer:
Es bleibt abzuwarten, wie uns die Kanzlerin nach den anstehenden Landtagswahlen gezeigt werden wird. Das heißt natürlich, es hängt vom Ausgang dieser Wahlen ab.
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