Ich habe vor einiger Zeit (im
Februar 2013) an dieser Stelle geschrieben, man solle sich vor Metaphern hüten, wenn
man in einer fremden Sprache spricht. Auch wenn Metaphern Bilder sind, die
eigentlich verständlich sein müssten, wird man auf Unverständnis stoßen, wenn
der Gebrauch eines bestimmten Bildes nun einmal in einer bestimmten Sprache
nicht üblich ist. Im Deutschen ist es uns vollkommen klar, was gemeint ist, wenn
jemand sagt, dass es aus dem Wald heraus klingt, wie man hineingerufen hat, aber
das Bild wird in vielen anderen Sprachen nicht metaphorisch verwendet.
Diese
Unübertragbarkeit ist auch bei
Zitaten zu beobachten – manche Aussprüche, die man in Deutschland
berühmten Angelsachsen
zuschreibt, sind im angelsächsischen Sprachraum nicht bekannt, aber wir
kennen
sie nur auf Deutsch, und vom Versuch einer Rückübersetzung sollte man
besser absehen. Also ist Vorsicht geboten, wenn man seinen Smalltalk mit
ihnen auflockern möchte.
Wer sich in Deutschland für Geschichte
und Literatur interessiert, dem begegnet irgendwann einmal das Zitat “Ich
wünschte, es würde Nacht, oder die Preußen kämen.“ Der Herzog von Wellington
soll das bei Waterloo gesagt haben, als noch keineswegs klar war, wer bei
diesem Waffengang gewinnen würde. Der Satz gehört in Deutschland zum
klassischen Bildungskanon und ist in zahlreichen Zitatensammlungen zu finden. Unter
Briten und Amerikanern und in deren Zitatensammlungen – absolute Fehlanzeige.
Hier kommt natürlich auch unser
historisches Handicap ins Spiel – nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts
interessieren sich die Briten nicht sonderlich dafür, dass sie
Napoleon nur besiegen konnten, weil sie mit halb Europa und darunter ausgerechnet
mit irgendwelchen Preußen verbündet waren. Englische Touristenführer zitieren
gern den Satz ˮThe battle of Waterloo
was won on the playing fields of Eton“, der ebenfalls Wellington zugeschrieben wird.
Mir hat das keine Ruhe gelassen, und
dank Google Books habe ich eine Veröffentlichung aus dem Jahr 1830 gefunden, in
der Wellington tatsächlich wörtlich zitiert wird: “Would to God that night or
Blucher were come!” [General Muffling, A Sketch on the Battle of Waterloo ... . Brüssel, 1830, S. XXVII]. Sollte er das
in der Tat so gesagt haben, hat das im Englischen eine ganz andere
Dringlichkeit als in unserer Überlieferung, aber das nur nebenbei. Der Satz
zeigt jedenfalls sehr schön, dass jeglicher Rückübersetzungsversuch unter allen
Umständen unterbleiben sollte. Kein noch so versierter Kenner der englischen
Sprache würde bei dem Versuch, den deutschen Satz “Ich wünschte, es würde Nacht,
oder die Preußen kämen“ in heutiges Englisch ˮzurück“ zu übersetzen, bei diesem
Original landen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen