Sonntag, 8. Mai 2016

Woran denken Sie beim heutigen Datum 8. Mai?

Im Westen nichts Neues - kein Aufmacher. Nirgends.
Niemand in den westlichen Leitmedien scheint es der Hervorhebung wert zu finden, dass heute vor 71 Jahren der Nazi-Spuk sein Ende hatte. Naja, war jetzt kein runder Jahrestag ...

Oder wie?



In der alten BRD hat man das Gedenken an die Opfer des Aufstandes vom 17. Juni als quasi-Nationalfeiertag verordnet. Die Sprachregelung für den 8. Mai lautete "Zusammenbruch". Erst Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat 1985 gesagt, es habe sich an diesem Tag um eine Befreiung gehandelt und er hat sich damit im Kohl-Deutschland genausoviel Gegenrede eingehandelt wie sein Nachfolger Christian Wulff beim Jahreswechsel 2014/15 für seine Feststellung, der Islam gehöre zu Deutschland. 


Heute, eine Wiedervereinigung und einige rechtlastige Parteigründungen später, scheint sich nichts geändert zu haben. Antifaschismus findet nur in der ehemaligen DDR statt. Nur das Neue Deutschland dankt den Befreiern von 1945. Nur dass das nicht wirklich Befreier waren, da im Osten. Der Beelzebub Stalin trieb den Teufel Hitler aus, und die die von den Westalliierten wirklich befreit worden waren, die wollten jahrzehntelang nichts von dieser Befreiung und nichts vom Antifaschismus wissen.

Antifaschismus, das sollte doch eigentlich ein Begriff sein, auf den sich alle demokratisch gesinnten Bürger einigen können? Weit gefehlt. Der Begriff wurde in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen von der Linken gekapert und nie wieder frei gegeben. Seit sich in den Arbeitervierteln Europas Faschisten und Kommunisten mit Straßenschlachten und hinterhältigen Morden bekämpften, ist Antifaschismus ein linker Kampfbegriff. Im Westen kam man nicht einmal in der Auseinandersetzung mit der DDR auf die Idee, den Begriff zu reklamieren. 

Ein Staat, in dem schon die Zehnjährigen Wehrkundeunterricht hatten, trug den Slogan "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg" vor sich her - das wäre doch eine Steilvorlage für ein demokratisches Land gewesen!

Nein, "Antifa" wird gern gleichgesetzt mit Linksterrorismus, und das ja auch nicht immer zu Unrecht. Auch hier wurde die Differenzierung versäumt - ernsthafte Recherchen zu den Lebensläufen unter- und wieder als brave Bürger aufgetauchter Nazis wurden in der alten BRD bis weit in die Achtziger und Neunziger Jahre gerne mal ignoriert, wenn sie aus der Antifa-Ecke kamen. 

Wieso mir das in den Sinn kommt? ZDF History hat den sonntagnachmittäglichen Sendeplatz auf Phoenix heute am morgigen Datum ausgerichtet: am 9. Mai 1976 - rundes Datum, 40 Jahre - hat sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle in Stuttgart Stammheim erhängt. Ich kann diese Beiträge nur empfehlen.

Extreme begegnen sich, Kreise schließen sich und merkwürdige Allianzen fanden sich zusammen in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg. Die zweite Generation der RAF ließ sich von der PLO ausbilden, und dann, als sie keine Sympatisanten mehr fanden, setzten sie sich in die DDR ab. Die Leute, die aus antifaschistischem Engagement heraus zu Terroristen geworden waren, tauchten  unter bei den Sachwaltern des Antifaschismus, die ihr Arbeiter- und Bauernparadies hinter Stacheldraht und Selbstschussanlagen vor Abwanderung schützen mussten.


Dabei ist Antifaschismus wirklich was Postitives und sollte doch ein Begriff der bürgerlichen Mitte sein. Die will ihn aber nicht haben.







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